Die Berghauptener Fasent und Ihre Symbolfiguren
“Ihr Lit schaue her was ich hab in minere Hond. Es isch Euch vom Illeschpiegel sicher gut bekonnt. De Schpiegel, Burgermeischter, soll Dir vor Auge halte, daß Du immer gerecht bisch, bim verwalte. Un will de Burgermeischter vill Wittblick brucht bire richtige Entscheidung, kriegt er vun mir die Ill zur Begleitung. Die soll Dir überd Fasent helfe bim regiere, damit Dir jo kei Fehler tut passiere.
Kriege tu ich die Sach wieder am Fasentzischtig. Bis dohin nimsch Dir alles zu Herze, un uns Narre ganz besunders wichtig !”
Mit diesem gesprochenen Wortlaut unseres Zeremonienmeisters wird jährlich am 11.11. die 5. Jahreszeit in Berghaupten eingeleitet. Symbolisch für diese Zeit erhält der Bürgermeister eine lebensgroße Holzeule überreicht, die als Besonderheit mit dem rechten Flügel einen ihrem Gesicht zugewandten Spiegel hält (… der Hintergrund ist in dem einleitenden Berghauptener Narrenspruch enthalten).
Die Eule, ein in Berghauptens Bewaldung sehr häufig vorkommendes Tier, trägt im unteren Bereich die eingeschnitzte Inschrift “Quintessenz der Narrheit”, als Bezug für die kommende närrische Zeit. Die Antwort ist auf dem ersten Rundbogen unseres Hexenkellergewölbes nachzulesen: “Sapiens – Insipiens”, was folgende Bedeutung nach mittelalterlichem Verständnis hat. Ein Weiser – ein “sapiens” – war derjenige, der sich Christi Lehre innerlich zu eigen gemacht hatte, nach ihr lebte und sie verbreitete. Ein törrichter Narr – ein “stultus” oder “insipiens” – , war ein Mensch, der in einem Zustand der Geistesblindheit dahindämmerte, sich vom Glauben abkehrte und in Auflehnung gegen die Gnade Gottes auf die Heilerwartung verzichtete.
Die Berghauptener Fasent selbst kann auf eine alte Tradition zurückblicken.
Im Jahre 1858 tauschten die damals noch freien Narrenvereinigungen von Zunsweier und Berghaupten erstmals einen Bündnisorden aus.
1958 feierte man zwischen den beiden Narrenvereinigungen die 100-jährige Bündnistreue im Rahmen eines Freundschaftstreffens in Berghaupten (Quelle: Offenburger Tageblatt vom 04.02.1958).
Dieser Bündnisorden, der sogenannte “Jörgli-Orden” , wird noch heute an Persönlichkeiten verliehen, die sich im besonderen Maße um die Förderung des heimatlichen Brauchtums verdient gemacht haben. Verliehen wird dieses aus Holz geschnitzte Unikat im November anläßlich des Badischen Winhock in der “Alten Mühle” auf der Klingelhalde.
Dies ist eine Veranstaltung für geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, an der eine ganz besondere Weinprobe sowie Mundart-Vorträge in Wort und Gesang das Pünktchen auf dem “i” sind.
Im Jahre 1998 werden die Narrenzunft “Buhneschäfe” Zunsweier e.V. (VON) und unsere Narrenzunft 140-Jahre Bündnistreue zwischen den Kurstadthelfern (Berghaupten) und der Moorbäderstadt (Zunsweier) zünftig feiern können.